Geographie-LK entwickelt Visionen zur Entwicklung der Wetzlarer Altstadt

Stadtplanung in der Praxis, an realen Fallbeispielen, hierbei konnten sich 19 Schüler*innen des Geographie-Leistungskurs von Herrn Schiller auf Einladung des Stadtplanungsamtes Wetzlar im Rahmen eines Planungsworkshops aktiv einbringen.

Gegenwärtig stellt sich die Stadt Wetzlar mit dem Rahmenplan Altstadt der Aufgabe partizipativ neue Planungsperspektiven für dieses innerstädtische Areal zu entwickeln, mit dem Ziel, deren Attraktivität nachhaltig zu steigern. Mit diesem Workshop sollten die Perspektiven und Wahrnehmungen der Jugendlichen im Hinblick auf die Wetzlarer Altstadt, als wichtige Bausteine für die weitere Öffentlichkeitsbeteiligung im Planungsprozess ergründet werden.

Stadtentwicklungs- und Planungsprozess waren im Vorfeld Unterrichtsgegenstand und auch die diesjährige Studienfahrt nach Wien erfolgte unter diesem inhaltlichen Schwerpunkt. Nachhaltige Stadtentwicklung zeichnet sich nicht nur durch eine Abwägung zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten aus, sondern insbesondere auch durch eine umfängliche Partizipation aller Bevölkerungsgruppen bei der Gestaltung. Hierzu bot sich nun vor Ort im Wetzlarer Rathaus ausgiebig Gelegenheit.

Zu Beginn des vierstündigen von Sarah-Maria Schmitt (ifok) moderierten Workshops, ging es um die Frage, wie die Wetzlarer Jugendlichen die Altstadt überhaupt wahrnehmen und für welche Zwecke sie diese nutzen. Dazu wurden individuell sogenannte Mental Maps erstellt, also Karten, die die subjektive Wirklichkeit jedes Einzelnen darstellen. Basierend auf den Karten tauschten sich die Schüler*innen über stark und schwach frequentierte, aber auch für Jugendliche interessante Orte aus. Die Ergebnisse zeigten, dass Plätze wie der Schillerplatz, der Domplatz, sämtliche Parkanlagen, aber auch die Lahn als solche häufig besucht werden. In diesem Kontext spielen Veranstaltungen wie der Gallusmarkt, Weihnachtsmarkt oder auch das Brückenfest eine entscheidende Rolle, wenn es um Gründe geht, warum Jugendliche die Altstadt aufsuchen. Als Grund für die verhältnismäßig wenigen jungen Besucher erkannte man fehlende Ausgehmöglichkeiten wie Discos oder Clubs, aber auch ein eher konservatives Gastronomieangebot, das dem zunehmenden Interesse an vegetarischer und veganer Ernährung nur bedingt gerecht wird. Auch das Sortiment der Altstadtgeschäfte würde sich preislich und inhaltlich eher an ältere Bevölkerungsgruppen richten. Klar herausgestellt wurde allerdings, dass die Wetzlarer Altstadt ein attraktives Potenzial besitzt, sich allerdings auch einem Wandel unterziehen muss, wenn sie für jüngere Altersgruppen attraktiver werden möchte.

Nach einem Besuch unseres Bürgermeisters Dr. Andreas Viertelhausen und des Schulleitungsmitglieds Herrn Dr. Fuchs ging es im weiteren Verlauf darum, wie die Traumstadt Wetzlar für Jugendliche aussehen würde. Dafür überlegten sich Kleingruppen Maßnahmen und Konzepte zu verschiedenen Themen und räumlichen Schwerpunkten. So ging es zum Beispiel um die Attraktivierung des Domplatzes, z.B. durch die Verlagerung oder Aufteilung des Citytaxi-Standortes und eine daraus resultierende verbesserte Erreichbarkeit. Gleichzeitig sollten neue Sportangebote geschaffen werden. Joggingrouten durch die Altstadt, Beachvolleyballfelder oder Skating-Anlagen sowie zusätzliche Sportwettkämpfe wünschte sich die Jugend. Bezüglich der Gastronomie besteht der Wunsch nach einem größeren vegetarischen und veganen Angebot. Auch die Lahninsel sollte weiter belebt werden. Hierzu gab es Ideen wie Hausboote, einen Beachclub, aber auch eine Freilichtbühne. Auch ein Streetfood-Market sollte auf der gegenüberliegenden Lahnuferseite temporär zu finden sein.

Alle Anwesenden, darunter Herrn Krämer als Initiator von der Stabsstelle Wirtschaftsförderung der Stadt, Frau Wieneck, Frau Osburg und Herr Hartmann vom Stadtplanungsamt sowie Vertreterinnen der Jugendpflege Wetzlar und des mit der Stadt kooperierenden Planungs- und Architekturbüros zeigten sich sehr überrascht und begeistert von den vielseitigen und engagiert vorgetragenen Ideen der Schüler*innen. Doch es wurde auch klar gesagt, dass einige der Ideen nach aktuellem Stand wohl Träume bleiben werden. Die Lahn als Bundeswasserstraße unterliegt strikten Regelungen bezüglich der Nutzung und verhindert beispielsweise die Errichtung von Hausbooten oder die Benutzung von Tretbooten in diesem Bereich. Auch die Umnutzung der Lahninsel stellt sich aufgrund deren Ausweisung als besonders geschützte Fläche als schwierig heraus. So groß die Frustration auf allen Seiten war, umso schöner war das Gefühl der Jugend Gehör für ihre Ideen zu erhalten.

Aufgrund der zahlreichen Entscheidungsträger*innen aus verschiedenen Bereichen kann man sich sicher sein, dass viele der Ideen einen Anreiz oder eine Inspiration für neue Projekte sein können und auch werden. Zwar war der Workshop durchaus anstrengend, hat allerdings auch gezeigt, wie aufwendig und zeitintensiv demokratische und partizipative Prozesse sind, genauso aber auch, wie wichtig diese sind, um in einem harmonischen Miteinander zu leben.

Mehr Informationen über den Rahmenplan Altstadt und Möglichkeiten der Mitgestaltung:

https://mitgestalten.wetzlar.de/de-DE/projects/rahmenplan-altstadt

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