Krasnodar würden die wenigsten Schüler – und Lehrer! – auf Anhieb richtig auf einer Europakarte einzeichnen. Russisch-Kollegin Katharina Wolter muss es aber wissen, denn sie hat ihre Studienjahre in der südrussischen Großstadt mit gut einer Million Einwohnern verbracht. Ihrer Initiative ist es zu verdanken, dass im Laufe des ersten Halbjahres 2010/11 eine Partnerschule gefunden wurde, nämlich das Gymnasium Nr. 25, das passenderweise über ein Zentrum der deutschen Sprache und Kultur verfügt. Dieser mit Büchern, Plakaten und diversen Medien gefüllte Klassenraum und die darin Deutsch lernenden Schüler werden von Elena Viktorovna Grischina mit großem Engagement betreut. Vom 7. – 17. April reiste eine Delegation der Goetheschule zum ersten Mal in die Stadt am Kuban.

Vor dem Flug nach Krasnodar verbrachte die zehnköpfige Gruppe einen Tag in der russischen Hauptstadt Moskau. Die Führung durch die so genannte Rüstkammer, die Dauerausstellung der Schätze der russischen Zaren im Kreml, beeindruckte mit ihrem Prunk und Luxus, der so manchen Schüler die Ursachen der Oktoberrevolution erahnen ließ. Das Wetter war weniger erfreulich – Schneeregen, +2°C –, sodass einige zu einem Einkaufserlebnis in einem gigantischen Schuhzentrum kamen.

Sechs Tage verbrachten die sieben Schüler/innen mit ihren Begleitern Katharina Wolter, Anastasia Wolter und Axel Cordes in Krasnodar, das von seiner Gründung 1793 bis 1920 Ekaterinodar hieß – ein Hinweis auf Zarin Katharina II. („die Große“), die die Stadt gründete, damit Kosaken die Südgrenze des Russischen Reiches zuverlässig schützen konnten. Ein riesiges Denkmal für die deutschstämmige Zarin erinnert an die Stadtgründung, viele weitere ansehnliche Bauten aus dem 19. Jahrhundert prägen das Stadtzentrum, das von den Windungen des Flusses Kuban begrenzt wird.

Abgesehen von Hospitationen, vor allem im Russisch- und Englischunterricht, sehr gutem Essen in der Schulkantine und deutschsprachigen Aufführungen speziell für die Wetzlarer Gäste gab es natürlich auch ein außerschulisches Programm mit Besuchen in Museen, Galerien und der führenden Getränkefabrik „Otschakovo“ sowie einem Gespräch mit Deutsch Studierenden der Staatlichen Kuban-Universität. Ein weiterer Höhepunkt war sicher der Tagesausflug nach Sotschi, dem berühmten Kur- und Badeort am Schwarzen Meer. Eine lange Fahrt in die Ausläufer des Kaukasus brachte die Gruppe zu den Sportstätten der Winterolympiade 2014, wo zur Zeit natürlich eifrig gebaut wird. Abenteuerliche sechsstündige Nachtfahrten in Ruhewagen der Russischen Bahn umrahmten den Tagesausflug. Am Vorabend der Rückreise präsentierten Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Nr. 25 ein äußerst abwechslungsreiches Konzert in der Aula, das einen weiten Bogen von der reichhaltigen multinationalen Folklore Russlands über klassische Musik bis hin zu Rock und Pop in Englisch und Russisch beinhaltete.

Die Goetheschüler danken ihren russischen Gastfamilien und freuen sich auf den ersten Gegenbesuch, der höchstwahrscheinlich zu Beginn der Adventszeit stattfinden wird.