Vielfältige persönliche Eindrücke und interessante Erfahrungen sammelten 15 Schüler/innen der Goetheschule Wetzlar, die vom 3. bis 8. Februar zu Gast bei einer internationalen Gedenkveranstaltung in Avignon waren. Anlass hierfür war der Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren.

Zentrale Bedeutung des Ersten Weltkriegs in Frankreich
Im Gegensatz zu Deutschland, in dem die gesellschaftliche Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg (1939-1945) dominiert, besitzt der Erste Weltkrieg (1914-1918) im Bewusstsein der französischen Bevölkerung traditionell eine zentrale Bedeutung. So fand ein Großteil dieses Krieges mit großen Verwüstungen auf französischem Boden statt und wird in Frankreich auch heute noch als „La Grande Guerre" (Der Große Krieg) bezeichnet. Anlässlich des 100. Jahrestags seines Beginns werden in Frankreich zahlreiche Gedenkveranstaltungen im Rahmen eines nationalen Centenaire (100. Jahrestag) durchgeführt.

Internationale Gedenkveranstaltung in Avignon mit Vertretern der Partnerstädte
Auch in Avignon, der französischen Partnerstadt Wetzlars, wurden am 7. Februar die Gedenkveran-staltungen eröffnet. Aus diesem Grund lud die Stadtregierung von Avignon Schüler/innen und offi-zielle Vertreter/innen der Partnerstädte aus Siena (Italien), Diourbel (Senegal), Colchester (Großbri-tannien) und Wetzlar ein. Aus Wetzlar nahmen daran 15 Schüler/innen sowie drei begleitende Lehr-kräfte der Goetheschule, Oberbürgermeister Wolfram Dette sowie der hiesige Partnerschaftsdezernent Karl-Heinz Kräuter teil. In seiner auf Französisch gehaltenen Rede erinnerte Oberbürgermeister Dette an die erfolgreiche deutsch-französische Freundschaft nach Ende des Zweiten Weltkriegs und bedankte sich bei seiner französischen Amtskollegin Marie-Josée Roig für die Teilnahme an der Eröffnungsveranstaltung.

Schülerdelegationen der Partnerstädte mit Präsentationen zum Ersten Weltkrieg
Im Zentrum der offiziellen Eröffnungsveranstaltung standen jedoch die Schüler/innen der Partner-städte und aus Avignon, die im großen Festsaal des Rathauses ihre Präsentationen zum Ersten Weltkrieg den offiziellen Vertreter/innen sowie rund 150 interessierten Bürger/innen vorstellten. Während die Schüler/innen aus Siena und Colchester italienische und englische Lieder aus der Zeit des Ersten Weltkriegs darboten, in denen die Friedenssehnsucht thematisiert wurde, bildete die Prä-sentation der senegalesischen Schüler/innen einen besonderen Höhepunkt. So stellten diese in ein-heimischen Tänzen und Gesängen dar, wie der Senegal als ehemalige französische Kolonie in den Ersten Weltkrieg miteinbezogen wurde.

Deutsch-französische Schülerpräsentation zu Pazifisten und Soldatenbriefen
Gemeinsam mit französischen Schüler/innen des dortigen Gymnasiums Philippe de Girard hielten die 15 Schüler/innen der Goetheschule Präsentationen zu deutschen und französischen Pazifisten. Im Fokus standen hierbei das Wirken von Bertha von Suttner, Ludwig Quidde, August-Hermann Fried, Jean Jaurès, Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, die aus unterschiedlichen politischen Richtungen und Motiven in ihren jeweiligen Ländern eindringlich vor den Gefahren des Ersten Weltkriegs warnten. Darüber hinaus erstellten sie basierend auf historischem Material Briefe von deutschen und französischen Soldaten über den konkreten Frontalltag. Bei ihren Arbeiten wurden die Schüler/innen von deutschen und französischen Lehrkräften sowohl sprachlich als auch fachlich unterstützt.

Einmalige Erfahrungen bei internationaler Projektarbeit zum Ersten Weltkrieg
Als besonders gelungen und interessant empfanden die Schüler/innen der Goetheschule die Teil-nahme an der Gedenkveranstaltung zum Ersten Weltkrieg in Avignon. Während ihres sechstägigen Aufenthalts waren diese sowohl bei französischen Gastfamilien als auch im Internat des Gymnasi-ums Philippe de Girard untergebracht. Hierbei und vor allem durch das umfangreiche Arbeits- und Besuchsprogramm, das die Schüler/innen oftmals gemeinsam mit den Schüler/innen der anderen Delegationen aus Frankreich, Italien, Großbritannien und dem Senegal absolvierten, konnten die Schüler/innen der Goetheschule interessante Erfahrungen sammeln und neue Freundschaften schließen. Dies hob auch Jošua Arzensek, einer der Goetheschüler, hervor: „Ich habe hier in Avignon tolle neue Leute kennengelernt und zugleich viel über die Art und Weise gelernt, wie hier in der Schule gearbeitet wird." Auch die Goetheschülerin Leah Bender zeigte sich begeistert von ihrer Teilnahme: „Unsere französischen Mitschüler waren supersympathisch und meine Gastfamilie war sehr nett". Zu einer ähnlich positiven Bewertung kam auch Bettina Orgis, die mit Sven Hartmann und Mathias Fich die deutsche Schülergruppe als Lehrkraft begleitete: „Unsere Schüler haben hier in Avignon Erfahrungen bei einer internationalen Projektarbeit zum Ersten Weltkrieg sammeln können, die einmalig sind." Aber auch die französischen Teilnehmer waren von den Leistungen und der offenen und unkomplizierten Art der deutschen Schüler/innen angetan und äußerten ihrerseits Interesse an einem Schüleraustausch mit der Goetheschule. Letztlich lobten Oberbürgermeister Dette und Partnerschaftsdezernent Kräuter die internationale Projektarbeit und zeigten sich ebenfalls sehr daran interessiert, noch in diesem Jahr eine kleinere Gedenkveranstaltung mit deutschen und französischen Schüler/innen in Wetzlar zu organisieren.

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