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Lebenslänglich hinter Gitter für Brandstiftung in einer Shisha-Bar? Diese Frage stellte sich auch die PoWi-TG unter der Leitung von Herrn Fich, als sie im Rahmen des TG-Tages am 13. Februar 2018 das Landgericht Gießen besuchte.

Zunächst war geplant gewesen, den Prozess um die Firma Wool.rec, die gesundheitsschädliche Produkte hergestellt haben soll, zu beobachten. Da dieser jedoch aufgrund eines kranken Richters ausfiel, arrangierte der Pressesprecher des Landgerichtes, Dr. Dominik Balzer, dass die Schülerinnen und Schüler zusammen mit Herrn Fich den Shisha-Bar-Prozess anschauen konnten.

In diesem Verfahren vor dem Landgericht geht es um versuchten Mord, gefährliche Körperverletzung und besonders schwere Brandstiftung. Der Besitzer der „Boulevard Shisha Lounge“ in Gießen soll die drei weiteren Angeklagten beauftragt haben, in der Nacht zum 3. August 2017 ein Feuer in der Bar zu legen und dann zu fliehen. Vermutliches Ziel dieser Aktion war, die 80.000 € Versicherungsprämie zu bekommen. Die Shisha-Bar brannte dabei vollkommen aus, und nur aufgrund einer Explosion wurden die Bewohner des angrenzenden Wohnhauses wach und konnten sich retten. Nun müssen sich die Angeklagten vor Gericht verantworten. Ihnen drohen bis zu 15 Jahre Gefängnisstrafe, drei der vier Angeklagten hatten bereits zuvor eine Tatbeteiligung gestanden.

Gegen 9:30 Uhr begann unter den aufmerksamen Augen der 18 Schülerinnen und Schüler und ca. 20 anderen Zivilisten der vierte von zwölf Prozesstagen. An diesem Tag sagten drei Zeugen aus, die alle in irgendeiner Form in Beziehung zu dem Barbesitzer L. standen. Es war jedoch zu keiner Zeit langweilig, da sogar der 85-Jährige Vermieter auf Grund seines punktuellen Wissens einen fragwürdigen Eindruck hinterließ. Sehr amüsant wurde es jedoch, als ein anderer Zeuge, der ein sehr guter Freund des Barbesitzers ist, erzählte, dass er am davorliegenden Freitag in der Stadt zufällig einen ihm unbekannten Mann getroffen habe, der ihn über den aktuellen Prozessstand aufgeklärt habe. Diese Geschichte hielt auch der Staatsanwalt Thomas Hauburger für äußerst unglaubwürdig.

In einer Verhandlungspause zur frühen Mittagszeit verließ die PoWi-TG den Verhandlungssaal, um dem Pressesprecher und Richter Dr. Dominik Balzer einige Fragen zu stellen. Dieser und eine Rechtsreferendarin beantworteten bereitwillig einige Fragen zum Beruf des Richters. So hat die TG zum Beispiel erfahren, dass der Beruf des Richters ein Leseberuf ist und viel mit Mathematik und Deutsch zu tun hat. Außerdem beschrieben die beiden ihren persönlichen Werdegang. Nach genau einer Stunde verabschiedeten sich die Zwölftklässler in Richtung der Gaststätte „Mr. Jones“.

Dort wurde dann noch angeregt über die Glaubwürdigkeit der Zeugen und die Frage, ob es gerechtfertigt ist, für Brandstiftung lebenslänglich hinter Gitter zu kommen, diskutiert.

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