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Individuelle Förderung an der Goetheschule

Im Sommer und damit kurz vor Ende des Schuljahres 2014/15 wurde der Wetzlarer Goetheschule ein bemerkenswertes Gütesiegel vom Hessischen Kultusministerium verliehen: Zunächst für drei Jahre darf sie sich nun „Schule, die hochbegabte Schülerinnen und Schüler besonders fördert“ nennen.
In diesem Rahmen fördert die Goetheschule u.a. den Aufenthalt im Ausland und vermittelt die Teilnahme an Ferienakademien und internationalen Workshops sowie die Aufnahme in Stiftungen nach dem Abitur. Das folgende Beispiel der Schülerin Anna-Sophie Schmidt zeigt anschaulich wie viel Spaß das Lernen dabei machen kann.

 

Die Hessische Schülerakademie

Als ich vor zwei Jahren am Ende der E2 von meinem Klassenlehrer einen Flyer der hessischen Schülerakademie erhielt, hatte ich noch keine Ahnung, was mich erwarten würde. Zwei Wochen auf einer Burg mit 39 anderen Schülern aus ganz Hessen zum "Erarbeiten von Inhalten, die eine Brücke zwischen Schule und Hochschule bilden". Dazu die Wahl für einen der angebotenen Fachkurse Mathematik, Musikwissenschaft, Geschichte und Physik, in dem ich meine "Fähigkeiten erweitern" sollte. Zugegebenermaßen musste ich zu Beginn erst etwas darüber nachdenken, ob ich tatsächlich zwei Wochen meiner Sommerferien mit intensiver, geistiger Arbeit verbringen wollte. Letztendlich siegte aber doch die Neugier und ich entschied mich für eine Anmeldung für die Schülerakademie, die mir zwei ganz besondere Wochen Sommerferien bescheren sollte.

Bei meiner ersten Teilnahme (inzwischen war ich bereits zweimal auf der Burg) waren der Tagesablauf und das ganze Drumherum noch sehr neu für mich. Das änderte sich jedoch schnell. Die Burg Fürsteneck mit ihren altehrwürdigen Mauern und die wunderschöne Landschaft, die sie umgibt, schufen eine sehr gemütliche, ruhige Atmosphäre. Bereits am ersten Tag bekam man einen sehr guten Eindruck vom besonderen "Flair der Burg", das nicht nur durch die einzigartige Location, sondern auch durch die gemeinsamen Aktivitäten und das Miteinander geschaffen wurde.

In den zweimal am Tag stattfindenden, zweistündigen Kurszeiten stand das Arbeiten im jeweiligen Fachkurs, der von Professoren der Goetheuniversität Frankfurt geleitet wurde, im Vordergrund. In meinem Fall war dies im ersten Jahr Musikwissenschaft und unser Thema die Konzeption des musikalischen Kunstwerks. Jeder von den zehn Schülern beschäftigte sich im Vorfeld der Akademie mit einem Unterthema und bereitete eine eigene Präsentation vor. Ich hatte mich für die musikalische Phänomenologie und die Ansichten des Dirigenten Sergiu Celibidache entschieden. Mit Unterstützung unserer studentischen Betreuer und Kursleiter haben wir uns zunächst unsere jeweiligen Themen erschlossen und als Gruppe in unserem Kurs sehr viel diskutiert und philosophiert. Zuletzt schlüpften wir dann für die Präsentation unserer Ergebnisse als das "Orchestre philosophique et discutant" selbst in die Rollen der großen Komponisten und Musiktheoretiker und zeigten, dass Musik weit mehr als schöne Melodien umfasst.

Im zweiten Jahr auf der Burg habe ich Biologie als Fachkurs gewählt und mir das Thema "Sinnesleistungen im Tierreich" ausgesucht. Der Biologie-Fachkurs war sehr stark am wissenschaftlichen Arbeiten an der Universität orientiert. Wir haben uns vor allem mit der Sinneswahrnehmung auf molekularer Ebene beschäftigt, aber auch unsere eigenen Sinne auf die Probe gestellt. Versuche an Rinderzungen und Feldgrillen und eine Nachtwanderung, bei der wir uns in der Echoortung der Burgfledermäuse übten, haben die Kursarbeit zusätzlich bereichert. Außerdem konnte ich bereits einen sehr guten Einblick in den Themenkomplex Neurobiologie, der mich im nächsten Schuljahr erwartete, erlangen.
Als Ausgleich zu den Fachkursen traf man sich zweimal am Tag in selbstgewählten Workshops wie Englisches Theater, Bühnenbild, Fotografie, Journalismus, Musik- und Theaterimprovisation, Italienisch, Kontratanz oder Kammermusik.

Außerdem hatte man während der zwei Wochen viel Zeit, sich zu Volleyball, Tischtennis, Wasserrutschen oder Ähnlichem zu verabreden und so die anderen Schüler sehr gut kennenzulernen, neue Freundschaften zu schließen und im Rahmen der kursinternen Abende als Gruppe zusammenzuwachsen.

Insgesamt hat mir die Schülerakademie gezeigt, wie viel Spaß es machen kann, sich in einem Rahmen völlig ohne Leistungsdruck und Noten mit ebenso interessierten Jugendlichen spannenden Themen zu widmen und bereits einen Einblick in das wissenschaftliche Arbeiten zu bekommen. Außerdem tauchte man in Themen ein, die fern von normalem Schulunterricht liegen und die so das eigene Interesse für das Fachgebiet vertiefen.
Dabei kamen vor allem das Vergnügen, die gemeinsamen Unternehmungen mit Gleichaltrigen sowie die vielen musikalischen, künstlerischen und sportlichen Aktivitäten nicht zu kurz. Dies hat die Teilnahmen an der hessischen Schülerakademie zu einer einmaligen Erfahrung für mich gemacht.

An der Sommerakademie 2016 werden zwei Schülerinnen aus der Eingangsphase der Goetheschule teilnehmen.

 

 

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