Das „Vokalensemble Hans-Günther Kolb" unter Leitung von Dennis Amend intonierte eingangs feierlich getragen den Choral „Allein zu dir, Herr Jesu Christ" von Johann Sebastian Bach. Der Chor setzt sich aus Ehemaligen der von Kolb geleiteten Schulchöre der Goetheschule und der Gesamtschule Braunfels zusammen.

Schirmherr der Veranstaltung war Oberbürgermeister Wolfram Dette (FDP), der in seiner Ansprache betonte, dass Kolb das kulturelle und musikalische Leben in Wetzlar geprägt habe und sein musikalsches Vermächtnis weiterlebe. Das Vokalensemble führte viele, gut einstudierte Stücke auf. Gefühlstief erklangen Mozarts „Ave verum Corpus" und Bachs „Jesus bleibet meine Freude". Ausgelassenes Temperament und wehmütige Melancholie vermischte der Vortrag von „He, Zigeuner, greife in die Saiten ein" von Johannes Brahms. Von Brahms wurden auch in inniger, nächtlich abschattierter Interpretation „In stiller Nacht" und „Waldesnacht" gegeben.

Rhythmisch präzise gab der Chor das „Ecce gratum" aus Orffs „Carmina Burana" wider. Wigbert Traxler (Klavier) spielte bravourös die Ballade Nr. 4 in f-moll op. 52 von Frederic Chopin. Mit dem Flötisten Klaus Liebetanz hatte der Pianist Kolb in Amerika und in Deutschland konzertiert; eine Freundschaft verband ihn mit dem Komponisten Niklas Marshall aus England. Liebetanz, Cornelia Muth (Sopran) und Suzanne Reeber (Klavier) führten deshalb drei Folksongs von Marshall auf. Der Komponist war unter den Zuhörern.

Das Streichquartett - Ariane Köster (1. Violine), Jochen Schlingloff (2. Violine), Johanna-Sophie Hergott (Viola), Christopher Blüthgen (Cello) - spielte charakteristisch ausgefeilt das Quartett in G-Dur KV 156 von Mozart. Im Kopfsatz gefiel die singende erste Geige, eine traurige Stimmung bestimmte den langsamen Satz. Der Schlusssatz war ein spielerisches Menuett, dessen Trioteil barocke Vorbilder hatte.

Beseelt sangen Cornelia Muth (Sopran), Susanne Reedmer (Sopran) und Erika Hedrich (Alt) stimmungsreiche Lieder und Duette, vor allem aus der romantischen Epoche. Muth trug überlegen in der Stimmführung sowie im Ausdruck differenziert anspruchsvolle Lieder von Richard Strauss vor. Die warme Tongebung und eindringlichen Interpretationen von Hedrich gingen zu Herzen, nicht minder der innig klare Ton der Sopranistin Reedmer.

Begleitet am Flügel wurden die Gesangsbeiträge von Suzanne Reeber sowie von Oliver Blüthgen. Gegen Ende trug die letzte Schülerin Kolbs, die elfjährige Isabelle Claudy, mit ausgeglichenem Anschlag Stücke von Beethoven und Boris Blacher am Flügel vor. Vor einer Woche hatte sie den ersten Preis im Mendelssohn-Wettbewerb für junge Streicher und Pianisten errungen. Die Tochter Anette Kolb erinnerte abschließend an ihren Vater: Auch wenn er in seinem Finalsatz den Schlussakkord gesetzt habe, wäre er doch in der Musik anwesend.