Grundlage des Theaterprojekts war Schillers Trauerspiel „Maria Stuart“. Aus diesem sollten die Schüler Szenen auswählen, die ihnen besonders im Gedächtnis haften blieben oder die sie beeindruckten. Der Schwerpunkt der Betrachtung lag dabei auf der Rivalität der Kontrahentinnen Maria und Elisabeth. Diesen Konflikt verglichen die Schüler mit dem Verhältnis der beiden Linksterroristinnen Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin, ein Ansatz, der auf einem Schauspiel Elfriede Jelineks mit dem Titel „Ulrike Maria Stuart“ basierte.

Auf diesem Weg ließen sich viele interessante Themenbereiche auf einmal erforschen. So beschäftigten sich die Kursteilnehmer gleichermaßen mit Frauenfiguren des 16. und des 20. Jahrhunderts, untersuchten das Bild der Frau in der Gesellschaft im Allgemeinen und verglichen Theaterstücke aus verschiedenen Jahrhunderten. Bei der selbständigen Inszenierung einzelner Szenen rückte zudem die Frage nach zeitgemäßer Theaterdarstellung in den Mittelpunkt. Burk ließ ihren Schülern bei der Auswahl der Inszenierung weitgehende Freiheit, einzige Vorgabe war, dass die Szenen verfremdet werden sollten. Dieser Ansatz führte zu erstaunlichen Ergebnissen. Da wurde einmal anhand einer Wetterkarte auf die Hinrichtung Marias verwiesen oder agierten die Schauspieler mit Marionetten auf der Bühne. Ein anderes Mal unterbrach plötzlich ein vermeintlicher Regisseur das Spiel von Maria und Elisabeth, kritisierte die Darstellerinnen und verwischte so die Trennung zwischen Schauspielerin und Rolle.

Besonders gut kam beim Publikum der Auftritt des Earl of Leicester als Mafia-Pate an, der es mit einem offenbar nicht allzu intelligenten Mortimer mit dicker Nickelbrille und Deutschlandtrikot zu tun bekam. Auch die Szene, in der einige Schülerinnen einen Brief von Maria an Elisabeth in verschiedenen Dialekten oder Sprachfehlern vorlasen, unterhielt das Publikum bestens. Gesteigert wurde der Unterhaltungswert – wenngleich auch nicht unbedingt der dramatische Tiefgang – durch den Auftritt eines Bruce Darnell Verschnitts, der das Aussehen und den Vortrag dieser Schülerinnen ganz im „Germany’s Next Topmodel“-Stil zerpflückte. Als Fazit konnten die zufriedenen Zuschauer festhalten, dass die Schüler der Goetheschule einmal mehr Kreativität und Spielfreude bewiesen haben.